Geschichte
Geschichtlicher Überblick
In den Wirren nach der Reformation erkannte Papst Paul III. den von Ignatius von Loyola am 27. September 1540 gegründeten Jesuitenorden an. Das Ziel des Gründers war es, der Kirche nach der Spaltung zu helfen und ihr bei der katholischen Erneuerung da zu dienen, wo es nötig war.
Daher gründete Pater Jean Leunis 1563 am Römischen Kolleg bewußt vor einem Bild „Mariä Verkündigung“ seine Schülergemeinschaft, die er zu einer lebendigen Laienbewegung, zur Sodalität, zur ersten Marianischen Kongregation, der „Congregatio Prima Primaria“ entwickelte.
In der Folge wurde sie die Haupt- und Mutterkongregation für alle Sodalitäten in der Welt. Alle Sodalitäten in der Welt wurden aufgrund eines päpstlichen Dekrets an die „Prima Primaria“ angeschlossen, und sie hatten die Verpflichtung, die Seelsorge nach Kräften zu unterstützen und zu ergänzen. Dadurch stellten alle ihre Kraft der Kirche zur Verfügung.
Solche Kongregationen wurden damals in ganz Europa und in Übersee ins Leben gerufen. Elf Jahre nach dem Kolleg in Rom kam es zu MC-Gründungen in Paris und Turin. Die erste deutsche Sodalität wurde 1573 am Dreikönigsgymnasium in Köln gegründet. Es folgten dann Dillingen, Fulda, Würzburg, Ingolstadt, Innsbruck, München, Münster, Augsburg, Altötting, Regensburg, Landsberg, Ingolstadt, Eichstätt, Bamberg, Amberg, Wien, Kaufbeuren, Burghausen, Straubing, Straßburg, Landshut, Mainz, Trier, Düsseldorf, Bonn, Aachen, Neuss, Graz, Salzburg, Bozen, Brixen, Herbstein, Nimwegen, Brilon und Freiburg i. B., die durch päpstlichen Erlaß alle an die „Prima Primaria“ angeschlossen wurden.
Bald gab es in Köln neun Sodalitäten, und es gehörte zum guten Ton, einer dieser Kongregationen anzugehören. Die heutige Mutterkongregation im Erzbistum Köln - die „Marianische Männerkongregation 1608 Köln“ wurde im Geiste des hl. Ignatius von Loyola, am Dreikönigstag, dem 6. Januar 1608 vor dem Schrein der Heiligen Drei Könige unter dem Titel „Mariä Verkündigung“ durch Anleitung des ersten Präses, Pater Johannes Copper SJ, von drei Männern gegründet.
Sie legten das Gelöbnis ab, „Gott stets treu zu dienen, den wahren Glauben zu bewahren und Maria auf eine ganz besondere Weise zu lieben“. Sie nannte sich damals „Bürger-Sodalität 1608“. Ort und Tag der Gründung waren Veranlassung, daß außer der allen Kongregationen gemeinsamen Patronin, der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, neben dem hl. Josef auch die Heiligen Drei Könige als besondere Schutzheilige erwählt wurden.
Die „Bürger-Sodalität 1608“ wurde noch in demselben Jahr an die Haupt- und Mutterkongregation „Prima Primaria“ in Rom angeschlossen.
Alle dort registrierten Kongregationen wurden mit besonderen Privilegien und Ablässen ausgestattet.
Siegel des Jesuitengenerals unter dem Diplom des Anschlusses unserer Kongregation an die „Prima Primaria" vom 25. Oktober 1608
Die erste Kongregationskirche unserer MC war seit 1608 die damalige Jesuitenkirche St. Maria Himmelfahrt in der Kölner Marzellenstraße.
Bald gehörte es in Köln zum guten Ton Mitglied unserer MC oder einer der vielen anderen Marianischen Kongregationen zu sein. So trat beispielsweise der bekannte Feldherr der katholischen Liga des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648), Graf Johann von Tilly (┼ 1932), als junger Mann bei einem Aufenthalt in Köln einer der vielen Kölner Sodalitäten bei.
In der Goldenen Bulle „Gloriosae Dominae“ stellte Papsr Benedikt XIV. am 27. September 1748 den Kongregationen ein gutes Zeugnis für ein fruchtbares Wirken in zwei Jahrhunderten aus. Er bestätigte zugleich die von seinen Vorgängern gespendeten Gnadenerweise.
Wegen der Auflösung des Jesuitenordens 1773 durch Papst Klemens XIV. und nach Einzug der französischen Truppen in Köln mußte am 18. November 1798 der Umzug unserer Kongregation in die damalige Benediktinerabtei Groß St. Martin erfolgen. Anstelle der Jesuiten übernahmen nun die Benediktiner die seelsorgliche Leitung unserer Kongregation.
Neuzeit
Durch die totale Zerstörung der Kongregationskirche Groß St. Martin im zweiten Weltkrieg fand unsere MC in den Jahren danach im zunächst provisorisch wiedereröffneten Kölner Dom eine neue Heimat. Die Sodalität fand also wieder an den Ort der Gründung zurück.
Am 27. September 1948 beglückwünschte Papst Pius XII. in der „Apostolischen Konstitution „Bis Saeculari“ “ die Leiter und Mitglieder aller Sodalitäten. Er „bestätigte und bekräftigte feierlich alle Privilegien und überreichen Gnadenerweise, mit denen im Laufe von 400 Jahren“ seine Vorgänger „die Sodalitäten wegen der vielen und große Verdienste um die Kirche bereichert haben.“
Im Februar 1972 wurde die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse neue Kongregationskirche. Das Domkapitel stimmte diesem Umzug zu.
Jahresgebetsanliegen
Unsere Kongregation hat als Gebetsanliegen gewählt:
„Schwarze Mutter Gottes, Mutter der Kirche, bitte für alle Hirten und die Herde Deines Sohnes im Erzbistum Köln.“ (2022).
„O Maria, hilf uns in bedrängter Zeit den Willen Gottes zu erkennen und zu befolgen.“ (2021).
„Komm Heiliger Geist, stärke auf die Fürsprache Mariens unseren Papst, unseren Erzbischof, alle Geistlichen sowie alle Christen zur Bewahrung des wahren Glaubens.“ (2020).
„O Maria, Mutter der Kirche, stärke uns im Glauben“ (2019).
„O Maria hilf uns, glaubwürdige Zeugen für Christus zu sein“ (2018).
„O Maria, hilf uns, deinem Beispiel zu folgen“ (2017).
„Heilige Mutter Gottes, erbitte uns Gottes Gnaden im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“ (2016).
„O Maria, hilf uns, die Menschen zu Deinem göttlichen Sohn zu führen“ (2015).
„O Maria, führe uns zu Jesus, der in uns die Liebe entzünde“ (2014).
„O Maria, gib uns Mut zum missionarischen Wirken“ (2013).
„O Maria, stärke uns in der Hoffnung auf das unverlierbare Heil“ (2012).
„Mutter Gottes, hilf uns, Freude am Glauben zu erlangen“ (2011).
„Mutter Gottes, hilf uns, die Heiligung der Priester und gute Priester- und Ordensberufungen zu erlangen.“ (2010).
„Mutter Gottes, hilf uns, unser christliches Europa zu bewahren“ (2009).
„Kommt, lasset uns anbeten“ (2008).
Deshalb sind wir sehr dankbar, daß sich viele Sodalen beim täglichen Rosenkranzgebet in der Gnadenkapelle der Kongregationskirche als Vorbeter betätigen.
Zu diesen Gebeten laden wir die Sodalen, Kandidaten und Freunde der MC herzlich ein.
Personen
Marianische Persönlichkeiten im Umfeld unserer Marianischen Männerkongregation 1608 Köln
Im Folgenden erinnern wir an einige Persönlichkeiten,
die in und um unsere MC marianisch wirkten.
Seliger Adolph Kolping
Er wurde am 8. Dezember 1813 in Kerpen bei Köln als viertes Kind eines Schäfers geboren und wuchs unter bescheidenen Verhältnissen auf.
Nach der Volksschule erlernte Adolph das Schuhmacherhandwerk. Er war einige Jahre in diesem Beruf tätig, doch wagte er trotz Krankheit und Sorge um den Lebensunterhalt mit 23 Jahren den Eintritt in das Marzellengymnasium in Köln. Mit großer Energie und Fleiß machte er in kürzester Zeit das Abitur. Für ihn war es auch die Zeit des Ringens und Suchens.
Sein Weggefährte Sebastian Georg Schäffer schrieb:
„Er betete viel und inbrünstig um Erleuchtung von oben, und je mehr er betete und betend mit Gott überlegte, desto unabweislicher drängte sich ihm der Gedanke auf, ein Geistlicher zu werden. Dieser Gedanke befestigte sich in ihm von Tag zu Tag, derselbe hielt ihn aufrecht in allen Versuchungen. Diese waren manchmal groß. Er eilte dann zu seinem Lieblingsplätzchen, zum Gnadenbilde der Muttergottes in der Kupfergasse. Dort erbetete er sich Kraft und erneuerte seinen Entschluß, Priester zu werden.“
So begann er im Sommer 1841 sein theologisches Studium in München, später in Bonn und im Kölner Priesterseminar. Die Priesterweihe war am 13. April 1845 in der Minoritenkirche in Köln, und er wurde zunächst Kaplan in Elberfeld.
Nach den Berichten von Zeitzeugen hielt Adolph Kolping sein Leben lang der Schwarzen Mutter Gottes in der Kölner Kupfergasse die Treue. Das war der Fall als er 1849 Domvikar am Kölner Dom wurde, und er den Kölner Gesellenverein gründete, denn er bezog eine Wohnung in der Nähe der Kupfergasse. Die Gründung der ersten katholischen Gesellenherberge erfolgte am 8. Mai 1853 in der Kölner Breitestraße 108 und am 1. Januar 1862 wurde er Rektor der Minoritenkirche.
Das erste Gesellenhaus in der Breite Straße 108
Adolph Kolping wurde 1862 Päpstlicher Geheimkämmerer und war ab 1863 publizistisch für das sich immer stärker ausbreitende Gesellenwerk tätig. Er schonte sich nicht und wirkte unermüdlich. Als er am 4. Dezember 1865 mit 52 Jahren starb, gab es weltweit bereits 400 Gesellenvereine. Zunächst wurde er auf dem Melaten-Friedhof in Köln beigesetzt. Später wurden seine Gebeine – seinem Wunsche entsprechend - am 30. April 1866 in die Minoritenkirche überführt.
Am 27. Oktober 1991 wurde er auf dem Peterplatz im Vatikan von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 4. Dezember.
Foto: Standbild Gesellenvater Adolf Kolping mit einem Handwerksgesellen,
vor der Minoritenkirche Köln St. Maria Empfängnis
Der frühere langjährige Generalpräses (1972 – 2002) des Internationalen Kolpingwerkes, Prälat Heinrich Festing schrieb: „In besonderer Weise war Adolph Kolping der Schwarzen Mutter Gottes in der Kupfergasse in Köln zugetan.“
Pater Josef Spieker SJ
In bewegter und politisch unruhiger Zeit war Pater Josef Spieker Präses unserer Kongregation.
Er wurde am 18. Juni 1893 in Mettingen (Westfalen) geboren. Seine Schul- und Priester-Ausbildung absolvierte er vorwiegend in Holland. Somit wurde er am 27. August 1924 in Valkenburg zum Priester geweiht. Sein sieben Jahre jüngerer Bruder August wurde ebenfalls Jesuit.
Pater Josef Spieker wurde von 1927 bis 1934/35 Präses unserer Kongregation. In dieser Aufgabe fand er zeitweise in seinem späteren Präses-Nachfolger, P. Peter Quirl eine helfende Unterstützung. Im Auftrag der Jesuiten baute Pater Spieker die Männerseelsorge in der Stadt Köln auf.
Im Kampf gegen die Weltanschauung des Nationalsozialismus,
die er als unvereinbar mit dem Christentum ansah, war
Pater Josef Spieker ein mutiger und vom Glauben zutiefst geprägter Präses.
In Köln erlangte er durch seine Schrift
„Mein Kampf gegen Unrecht in Staat und Gesellschaft“
einen hohen Bekanntheitsgrad.
Seine Beliebtheit wurde noch gesteigert durch Vorträge
mit anschließender Diskussion und abschließender eucharistischer Anbetung.
Sehr bald wurden die Pfarrer der Stadt darauf aufmerksam,
und er wurde um diese Vortragsabende für die Männer und Jungmänner
in die Pfarrgemeinden gebeten.
Er sagte selbst: „Von Monat zu Monat stieg die Zahl der Teilnehmer“.
Besonders bei den jungen Männern stieg das Interesse an diesen Diskussionen, so daß sich einzelne katholische Standesverbände zunehmend dagegen wehrten. Aufgrund der heftigen Einsprüche sah sich Präses Spieker gezwungen, diese Vortrags- und Diskussionsabende einzustellen.
Er ging – aber nur für kurze Zeit - nach Berlin um sich in der Hauptstadt seelsorglich zu betätigen.
Doch die Enttäuschung der Kölner Männerkongregation und der Kölner Männer
überhaupt war so groß, daß der Kölner Erzbischof, Karl Joseph Kardinal Schulte,
ihn nach den sehr starken Protesten wieder nach Köln holte.
Er nahm die Vorträge und Diskussionen mit anschließender Anbetung wieder auf.
Der Andrang war so überwältigend, daß dies nur mit Unterstützung
von geschulten Laien möglich war.
Besonders lag ihm ab 1931 der Bußgang der Kölner Männer
zur Schmerzhaften Mutter zur Wallfahrtskirche St. Marien in Köln-Kalk
am Herzen. Er hat sich sehr um die Ausrichtung bemüht.
Er selbst schrieb einmal vom Gang der Bußprozession nach Köln-Kalk
ins kommunistische Wohnviertel und den dort gleichzeitig zum Teil
heftigen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nazis.
In der Verkündigung des Glaubens blieb es nicht aus,
daß er die Nationalsozialisten offen anprangerte,
wodurch er vermehrt in große Konflikte mit der Gestapo geriet.
Seit 1934 wurde Pater Spieker wegen seiner Gegnerschaft zum NS-Regime
mehrfach verhaftet.
Am 11. März 1935 wurde er von einem Sondergericht in Köln wegen Mangels an Beweisen freigesprochen, doch am 1. Mai 1935 als erster katholischer Priester im Konzentrationslager, und zwar wegen Kanzelmißbrauchs im KZ Börgermoor (Emsland) inhaftiert.
Er kam aber wieder in Freiheit. Kurz nach seiner Freilassung und kurz vor seiner befürchteten Wiederverhaftung schmuggelten ihn Freunde mit einem PKW nach Holland und finanzierten seine baldige Weiterreise nach Chile. Dort wirkte er segensreich in der Seelsorge.
Nach Kriegsende kam er nach Düsseldorf und arbeite in der Männerseelsorge, vor allem in den Betriebsgruppen „Eisen und Stahl“. In seinen letzten Jahren war er auch für die Spanier tätig, und er widmete sich hier auch den Ärmsten der Armen.
Vielen Menschen war er Freund, Berater und Helfer.
Unserer Kongregation war er ein segensreicher Präses.
Unser 77. Präses, Pater Josef Spieker SJ, wurde am 29. Juni 1968 in die himmlische Herrlichkeit abberufen.
Dr. Eduard Werner berichtet in der Katholischen Monatsschrift
„Der Fels -
Katholisches Wort in die Zeit“,
35. Jahr, Nr. 4, April 2004 auf Seite 32:
„P. Josef Spieker - der erste Jesuit im KZ“
Pater Peter Quirl SJ
Pater Josef Quirl wurde am 17. November 1901 als Ältester von sieben Geschwistern im Kölner Stadtteil Nippes geboren. Seine Eltern waren tiefgäubig, und sie wußten, daß sie den Kindern keine irdischen Güter mitgeben konnten, wohl aber einen lebendigen Glauben. So war es verständlich, daß ihrer Pfarrer ihnen damals riet, ihrem Sohn den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen.
Die Mutter nahm zu Ihren täglichen Pflichten zusätzlich für nachts eine Tätigkeit an, so daß sich durch die höhere Schulbildung für den keinen Peter Quirl der Weg in einen Orden und zum Priestertum öffnete.
Während der Jahre im Gymnasium fand er Kontakt zum 1919
gegründeten Bund Neudeutschland. Am 25. April 1922 trat er
ins Noviziat der Gesellschaft Jesu in 's-Heerenberg (Holland) ein.
Von dort aus absolvierte er die weiteren Studien von 1924 – 1933,
in Philosophie und Theologie in Valkenburg und Innsbruck,
die durch eine zweijährige Erziehertätigkeit in Mariaschein (Böhmen)
unterbrochen wurden.
Am 27. August 1932 wurde Peter Quirl zum Priester geweiht.
Danach schloß sich 1933/34 das Terziat in Münster an.
Nach einer kurzen Einführung in die Arbeit der
Marianischen Kongregation durch P. Anton Schmidt in Bonn,
begann P. Quirl 1935 in der Nachfolge von P. Josef Spiecker
sein Wirken als Präses unserer Marianischen Männerkongregation,
die 1608 in Köln gegründet wurde.
Diese Arbeit wurde 1941 durch die Aufhebung der Jesuiten-Niederlassung
durch die Nationalsozialisten unterbrochen.
Von 1946 - 1949 baute P. Quirl in Koblenz die Männerseelsorge auf. Als er 1950 nach Köln zurückkehrte, war er zunächst Krankenhausseelsorger im St. Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld, und er begann eine Vortragstätigkeit und Priester-Rekollektionen, aus denen später eine Marianische Kongregation für Priester erwuchs. Ferner hielt er viele Vorträge in weiblichen Ordensgemeinschaften und gab Exerzitien im In- und Ausland (bis Nahost)
Hinzu kamen die vielen Menschen, die ihn aufsuchten, um Weisung, Rat und Hilfe zu finden.
Zunehmende Altersbeschwerden und Krankheit zwangen ihn 1982 zur Übersiedlung ins Altenheim Haus Sentmaring nach Münster. Hier setzte nun sehr bald ein langsamer, aber stetig fortschreitender Verfall seiner körperlichen und geistigen Kräfte ein. Für den lebensbejahenden P. Peter Quirl war dies kein einfacher Weg.
Die Quelle, aus der er schöpfte und stets neue Kraft gewinnen durfte, gerade auch in den Tagen der Krankheit und des Alters, blieb zeitlebens der Geist des heiligen Ignatius von Loyola und die von ihm vermittelten „Geistlichen Übungen“.
P. Quirl bediente sich sehr gern des von ihm verfaßten Gebetes: „Jesus, Du weißt es – Du liebst mich – Du weißt es – ich auch!“ In dieser vorbehaltlosen Hingabe durfte er am späten Nachmittag des 29. Juni 1985, seinem Namenstag, in die ewige Herrlichkeit eingehen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem ordenseigenen Friedhof in Münster.
Dr. Karl Koch
Persönliche Daten unseres Präses 1942 - 1945 | |
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9. Februar 1903 1927 1927 - 1932 1932 - 1937 1937 - 1945 1942 2. März 1945 |
* Süsterseel (Aachen) Priesterweihe (Köln) Kaplan in Quadrath (Bergheim) Kaplan in Katernberg (Essen) St. Alban (Köln) Dr. theol. ┼ Letzter Luftangriff auf Köln |
Literatur
Quelle: Karl Koch - Eine Priesterpersönlichkeit unserer Tage
von Eduard Hegel, Opladen, 1950
Dompfarrer Prälat Wilhelm Kleff
Persönliche Daten unseres Präses 1945 - 1957 | |
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28. März 1905 12. Februar 1931 1934 1945 - 1957 Dezember 1948 1954 1959 1963 15. März 1986 |
* Tüschenbonnen (Much) Priesterweihe (Köln) Kaplan an St. Georg (Köln) Domvikar, Dompfarrvikar (Köln) Präses MC (Köln) Dompfarrer Päpstlicher Geheimkämmerer Domkapitular Päpstlicher Hausprälat ┼ Köln |
Pfarrer Prälat Werner Plenker
Persönliche Daten unseres Präses 1957 - 2001, Ehrenpräses 2004 | |
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Geboren Priesterweihe Kaplan Domvikar Dompfarrvikar Pfarrer Monsignore i. R. Prälat Gestorben |
8. Februar 1927 Essen-Kray 24. Februar 1954 Köln 7. März 1954 Köln, St. Maternus 19. Dezember 1957 3. Februar 1972 Köln, St. Maria in der Kupfergasse 8. Oktober 1987 1. Oktober 2001 19. Januar 2002 18. Juli 2015 |
Werner Plenker
„Machen Sie sich und mir die Freude, zu kommen und es zu tun!“ Mit diesen Worten überzeugte Domvikar Werner Plenker einmal einen Mann zu beichten, der sichtlich zögerte, in den Beichtstuhl des Domes zu gehen, in dem der junge Priester gerade saß. „Machen Sie sich und mir die Freude, zu kommen!“ Diese Freude, einem anderen Menschen zu helfen, Gott und damit dem Heil zu begegnen – vor allem in den Sakramenten der Kirche – diese Freude war dem weit über die Grenzen des Erzbistums Köln hinaus bekannten Priester Werner Plenker Zeit seines Lebens anzumerken. Er war während seiner aktiven Zeit von 1954 bis 2001 an nur drei Stellen innerhalb der Rheinmetropole eingesetzt; sein seelsorgliches Wirken erreichte aber regelmäßig auch Menschen, die aus anderen Bistümern kamen.
Foto: Sodalenfahrt nach Bensberg zum Priesterseminar 1964 mit Präses Domvikar Werner Plenker
(vorne rechts)
Dies hing zunächst mit den beiden Kirchen zusammen, an denen er nach seiner ersten Kaplansstelle an St. Maternus tätig war: dem Kölner Dom (1957-1972) und der Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse (1972-2001), die zu seiner Zeit noch eine eigene Pfarrei war.
Der Dom zieht als weltberühmtes Bauwerk und größtes Gotteshaus nördlich der Alpen, als Metropolitankirche und kostbarer Schrein über den Reliquien der Heiligen Drei Könige bis heute sehr viele Menschen an; das war auch in den 50er bis 70er Jahren des 20. Jahrhunderts schon so.
Werner Plenker stellte sich als Seelsorger in den Dienst vieler dieser Menschen und knüpfte in den fast 15 Jahren seines Wirkens als Dompfarrvikar bzw. Domvikar viele seelsorgliche Beziehungen, die auch lange danach, zum Teil bis zu seinem Tod andauerten. Als er 1972 im Alter von 45 Jahren seine erste und einzige Stelle als Pfarrer an St. Maria in der Kupfergasse antrat, da hatte die kleine Innenstadtgemeinde offiziell nur ein paar Hundert Mitglieder.
Das Leben der Pfarrgemeinde war Anfang der 70er Jahre sehr überschaubar und weitgehend zum Erliegen gekommen. Es wird berichtet, dass die Mehrzahl der Personen bei der Einführung des neuen Pfarrers aus seinem bisherigen Wirkungskreis am Dom gekommen sei, wo es u. a. zu den Aufgaben von Werner Plenker gehörte hatte, sich um die Ministranten zu kümmern. Dem Erzbischof tat der Pastor angesichts des wenig motivierenden Empfangs am neuen Einsatzort ein wenig leid; Pfarrer Plenker aber meinte: „Herr Kardinal, kommen Sie nächstes Jahr wieder, dann ist die Kirche voll“! Mit dieser mutigen Behauptung behielt er Recht. Der Kirchenbesuch sonntags und werktags, die Zahl der Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Konversionen bzw. Wiedereintritte nahm seit dem Amtsantritt von Pfarrer Plenker in beeindruckender Weise zu.
Bald gehörte die Kupfergasse nach dem Dom zu den Pfarreien, die nicht nur prozentual, sondern auch absolut den stärksten Kirchenbesuch im ganzen Erzbistum hatten. Dies hängt eng mit dem Wirken von Prälat Werner Plenker zusammen, dem auch ich mit meiner Familie und vielen weiteren Gläubigen eine wirklich geistliche Heimat zu verdanken haben. Im Rahmen dieses Beitrags ist es lediglich möglich, einige Aspekte seiner vielseitigen Persönlichkeit und seines weitreichenden seelsorglichen Wirkens zu skizzieren, das verdient, in guter Erinnerung gehalten zu werden.
Gütiger Beichtvater
Ein erster Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag im Beichtdienst. Ihm widmete er sich mit großer Einsatzbereitschaft als Domvikar an der Kölner Kathedrale (1957-1972), als Pfarrer an St. Maria in der Kupfergasse (1972-2001) und auch bis zu seinem Tod 2015, soweit seine Kräfte dafür reichten. Von 1973 bis zu seinem Tod im Jahr 2015, d. h. die letzten 42 Jahre seines Lebens, konnte ich dies beobachten und bin mir darin mit all denen einig, die ihn ebenfalls gut gekannt haben.
Einer der Gründe warum er so regen Zulauf als Beichtvater hatte, war der „Seeleneifer“, mit dem sich Werner Plenker dieser Aufgabe widmete. Kardinal Höffner hatte dem für seine Einsatzfreude bekannten Priester den Rat gegeben: „Behalten Sie in der Kupfergasse die gottesdienstliche Ordnung bei, die Sie am Dom kennengelernt und praktiziert haben!“ Pfarrer Plenker setzte dieses Wort des Erzbischofs gewissenhaft um. So führte er montags bis samstags eine regelmäßige Beichtzeit von 7.30 bis 9.00 Uhr ein und war samstagsnachmittags von 14.00 bis 18.00 Uhr im Beichtstuhl zu finden. An diesem Ort suchten ihn viele Menschen auf; wenn die offiziellen Zeiten für die große Zahl von Beichtwilligen nicht ausreichte, dann saß er auch nach den Abendmessen dort – und machte am Ende der Messfeier darauf aufmerksam.
Präses Pfarrer Werner Plenker mit einem seiner ersten Meßdiener, Markus Hofmann, unser Sodale
In der Advents- und Fastenzeit nutzte er viele Male die Gelegenheit, die Gläubigen auf die Bedeutung einer guten Beichte hinzuweisen. Er warb so nachdrücklich für dieses Sakrament, dass jeder Kirchenbesucher wusste: Ohne Beichte fehlt mir ein notwendiger Teil der Vorbereitung auf Weihnachten bzw. Ostern. Er gab dafür u. a. folgende anschauliche Erklärung: „Wenn Sie vor Weihnachten eine gute Beichte abgelegt haben, dann haben Sie die wichtigste Vorbereitung für das Fest erledigt. Sie können dann ganz gelassen auf den Heiligen Abend zugehen. Und sollte dann sogar – was ich Ihnen nicht wünsche – der Weihnachtsbaum umfallen, dann können Sie den Heiligen Abend trotzdem in Freude feiern: denn der wichtigste Teil der Vorbereitung wird Ihnen auch dadurch nicht genommen.“
Es kamen auch Priester zur Beichte; einer von ihnen erläuterte mir: „Ich bin ja theologisch und pastoral nicht immer einer Meinung mit Werner Plenker gewesen; aber im Beichtstuhl habe ich in ihm einen sehr verständnisvollen, weisen und gütigen Priester gefunden. Darum bin ich gerne zu ihm gegangen.“ Seine Geduld und Güte im Beichtstuhl kann ich auch selbst bezeugen. Bei ihm habe ich meine erste Beichte abgelegt und bin viele Jahre regelmäßig zu ihm gegangen, um dieses Sakrament zu empfangen. Er hat immer verstanden, es dem Beichtenden leicht zu machen, seine Sünden zu bekennen. So laut und mitunter auch donnernd er als Prediger werden konnte, so verständnisvoll und zartfühlend im besten Sinne konnte er im Beichtstuhl sein. Pastorales Handeln und priesterliche Güte bedeuteten dabei für ihn nicht, Abstriche an der Lehre und der Disziplin der Kirche zu machen, sondern wie ein guter Arzt auf die Situation des Einzelnen einzugehen und angemessen zu reagieren.
Einen Kaplan oder offiziell zum Subsidiar, d.h. zur Unterstützung, ernannten Priester hat er in den 29 Jahren seines Dienstes als Pfarrer nie gehabt. Er konnte jedoch Oberstudienrat i.R. Msgr. Joseph Westermann und später Pater Alexander Ultsch CMM, ab 9. Juni 2011 Sodale unserer Kongregation, gewinnen, ihm die Werktagsmesse um 8.00 Uhr und eine der beiden ersten Messen am Sonntagvormittag abzunehmen.
Pfarrer Werner Plenker (rechts) mit seinem Subsidiar Pater Alexander Ultsch CMM (links)
Wortgewaltiger Prediger
Die Predigten haben wohl am stärksten zu der überregionalen Bekanntheit von Pfarrer Plenker beigetragen. Im Laufe der Jahre sprach sich seine besondere Fähigkeit zu predigen herum, weit über Köln hinaus. Regelmäßig, d. h. Sonntag für Sonntag, oft auch an Werktagen, kamen Gläubige aus anderen Teilen der Stadt oder vorgelagerten Orten, z.B. aus Bergheim, Pulheim, Stommeln, aus Neuss, Düsseldorf, Bergisch Gladbach, Leverkusen und Bonn, ja sogar aus Aachen, Duisburg und Essen.
Besonders bemerkenswert war es, dass darunter alle sozialen Schichten vertreten waren, Universitätsprofessoren, Fussballmanager, Chefärzte, Geschäftsleute, Handwerker und einfache Arbeiter. Die Fähigkeit, für sie alle eine möglichst passende Sprache zu finden, die gleichzeitig die Botschaft des Evangeliums nicht verkürzt oder gar verfälscht, gehört zu den pastoralen Talenten, die ich an Werner Plenker besonders bewundert habe.
In den Predigten der sogenannten „Kindermesse“ sonntags um 8.30 Uhr konnte er es wagen, eine Karte des Heiligen Landes mitzubringen und die anwesenden Kinder zu fragen, an welchem Ort das jeweilige Ereignis aus dem Leben Jesu bzw. der Apostel stattgefunden hat. Er kannte seine Hörer und sorgte für eine solide Glaubensunterweisung. Solche katechetischen Hilfsmittel dienten der Glaubensunterweisung und lenkten nicht vom Zentrum des Geschehens ab. Eine Homilie in der hl. Messe um 11.15 Uhr konnte ggf. auch einmal 7 (!) Unterpunkte umfassen und erstreckte sich ausnahmsweise auch einmal über zwei aufeinanderfolgende Sonntage.
Die Länge der Sonntagspredigten ging über die sprichwörtlichen zehn Minuten hinaus; es war aber in alle Regel leicht, den Darlegungen von Pfarrer Plenker zu folgen, weil er in der Einleitung meistens eine Übersicht über die Zahl bzw. den Inhalt der folgenden Punkte gab und immer sehr lebendig predigte. Da er frei sprach, war die thematisch gleiche Predigt am Samstagvorabend in der Formulierung anders als am Sonntag. Dabei ging es ihm nicht um rhetorische Brillanz, sondern seine einzige Sorge war es, den Glauben der Kirchenbesucher zu nähren, zu stärken und zu fördern. Ich erinnere mich gut, wie er einmal nachdrücklich betonte, die wichtigste Eigenschaft einer Predigt sei zunächst einmal, dass sie wahr ist, das heißt mit dem katholischen Glauben übereinstimmt.
Andernorts war gerade in den 70er Jahren als Ergebnis einer wenig verdauten Exegese und Pastoraltheologie von manchem Prediger vor allem zu hören, was das Evangelium nicht beinhalte, was Jesus – angeblich – nicht gesagt oder getan hätte. Viele Katholiken konnten davon aber geistlich und geistig nicht leben. Sie sehnten sich nach der „gesunden Nahrung“ für ihren Glauben und viele fanden diese in der Kupfergasse.
Pfarrer Plenker kannte die Fragen der Menschen und er gab ihnen tragfähige, begründete Antworten. Nicht nur einmal betonte er: „Geben Sie Ihren Verstand bitte nicht an der Kirchtüre ab, wenn Sie zur hl. Messe kommen. Es geht nicht um einen blinden, unvernünftigen Glauben, sondern es gibt sehr gute Gründe, an Jesus Christus zu glauben und sich an das zu halten, was die Kirche in seinem Auftrag lehrt.“
Die Antworten, die Pfarrer Plenker gab, entsprangen deshalb auch nicht einfach seinem persönlichen Nachdenken, sondern er gab ihnen die Antworten aus dem Glauben der Kirche, den er als kostbares Geschenk empfand und vor Verwirrung bewahrt wissen wollte. Die Treue zum Papst und zu seinem Erzbischof war für Werner Plenker selbstverständlich; er identifizierte sich nicht nur teilweise, sondern uneingeschränkt mit der Kirche und zeigte dies unter anderem durch das konsequente Tragen der Priesterkleidung. Meistens trug er die Soutane, die bei ihm wirklich Ausdruck von Einfachheit in der Lebensführung war. Bei gelegentlichen Opernbesuchen konnte man ihn aber auch mit Hut und elegantem weißem Schal sehen, natürlich auch dann als Priester erkennbar.
Das Wort „ich“ vermied er in den Predigten bewusst; so hatte er es im Priesterseminar gelernt. Das hinderte ihn nicht, bei passender Gelegenheit anschauliche Beispiele und Erlebnisse aus seinem eigenen Leben einzubauen. Immer standen diese dann im Dienst der Glaubensverkündigung. Pfarrer Plenker meinte, mit „Fünf-Minuten-Pröbchens-Predigten“ könne er den geistigen Hunger seiner Hörer am Sonntag nicht ausreichend stillen; darum dauerten die Predigten bei ihm länger, ohne langweilig zu sein. Er legte Wert auf die sorgfältige Vorbereitung, für die sich der vielgefragte Seelsorger vom ersten Werktag einer neuen Woche an Zeit nahm. Bis mittwochs reiften seine Gedanken, die er dann seiner Haushälterin diktierte, so dass er die Predigt am Donnerstag und Freitag auswendig lernen konnte.
Die Hinweise, die Papst Franziskus zur Predigtvorbereitung in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ Nr. 145-159 gibt, hat Werner Plenker praktiziert. Er vermied es, in alte Aufzeichnungen zu schauen, um sich nicht zu wiederholen und auf „eingefahrenen Gleisen“ weiterzudenken. An Werktagen predigte er ebenfalls, natürlich kürzer und mit einer weniger intensiven Vorbereitung. Weil er ein betender und auch ein theologisch sich stets weiterbildender Priester war, konnte er dabei aus dem Reichtum seines geistigen Vorrats schöpfen, ohne Gefahr zu laufen, sich ständig zu wiederholen oder niveaulos zu werden.
Es war ihm ein wirkliches Anliegen, seinen Hörern zu helfen, auch in der Tiefe und Reife des Glaubens wachsen zu können. Dabei war er sich bewusst, dass nicht er dieses Wachstum bewirkte, sondern Christus. Aber er war sich zugleich klar über seinen Auftrag als Priester: all seine Kräfte einzusetzen, um der Gnade den Weg zu ebnen.
Unermüdlicher Pastor
Zu diesem Einsatz zählte für ihn selbstverständlich und an erster Stelle das Gebet. Täglich betete er von Montag bis Freitag selbst den Rosenkranz vor, der bis heute in der Gnadenkapelle um 18.00 Uhr der Abendmesse vorausgeht. Als man ihm einmal riet, sich in dieser Zeit „frei“ zu nehmen und anderen Personen, die zweifellos zur Stelle gewesen wären, das Vorbeten zu übertragen, erwiderte er: „Gönnt mir doch diese halbe Stunde, bei der ich so gut neue Kraft schöpfen kann!“ Mit pastoralem Geschick half er den Gläubigen, den Rosenkranz betrachtend zu beten, indem er kurze Impulse gab oder den jeweiligen Zusatz in der Mitte des Gegrüßet-seist-du-Maria ein wenig anders formulierte. Aus der wachsenden Zahl der Messdiener fanden sich nach und nach immer wieder solche, die ebenfalls zum Rosenkranzgebet in die Gnadenkapelle kamen, bevor sie dann in der Abendmesse ministrierten. Der Herr Pastor, wie er üblicherweise genannt wurde, leitete sie behutsam an, das eine oder andere Gesätz des Rosenkranz ebenfalls vorzubeten. Das motivierte natürlich nicht nur, weiterhin zu kommen, sondern war eine echte Schule des Gebetes.
Dies gilt ebenso für die eucharistischen Andachten, die samstags und sonntags vor den jeweiligen Abendmessen liegen. Pfarrer Plenker achtete darauf, dass die Anbetung Jesu Christi im Mittelpunkt dieser und aller Gottesdienste lag. Angefangen vom in aller Regel reichen und zugleich der jeweiligen Zeit des Kirchenjahres angepassten Blumenschmuck über die Sauberkeit und Schönheit der Altarwäsche bis hin zur sehr überlegten Liedauswahl wusste er alle Sinne der Gläubigen anzusprechen und sie zur Verehrung, ja zu einer echten Liebe Jesu im Allerheiligsten Altarssakrament hinzuführen. Dies begann er schon bei den Kindern, die er gemeinsam mit einer Katechetin auf die Erste heilige Kommunion vorbereitete. Der Besuch einiger eucharistischer Andachten war Teil dieser Vorbereitung. Mit großer Ehrfurcht und Liebe nahm der Pastor dabei die heilige Hostie aus der Monstranz und trug sie mit dem Velum um die Schultern, nur von der Lunula, dem goldenen Halbmond, getragen zu den Kindern. So konnten diese Jesus in der heiligen Hostie besser sehen.
Der Glaube an die wirkliche Gegenwart Jesu in der heiligen Eucharistie konnte leicht vom Herzen dieses Priesters übergehen in die Herzen der Kinder. Denn er lebte diesen Glauben überzeugend vor. Bei all dem kam die theologische Reflexion nicht zu kurz. Die kurzen Ein- und Überleitungen in den eucharistischen Andachten waren sowohl theologisch zutreffend und niveauvoll als auch für die Kirchenbesucher verständnisvoll und lebensnah formuliert.
Eine besondere Aufmerksamkeit des Pastors galt den Kranken. Pfarrer Plenker hatte keinen Führerschein, aber sobald er von der Erkrankung eines Gläubigen erfuhr, war er möglichst rasch zur Stelle.
Er verstand es mit großem Einfühlungsvermögen, Trost zu spenden oder auch verhärtete, verletzte oder verängstigte Herzen zu öffnen.
Werner Plenker konnte Menschen gewinnen, indem er ihnen zu verstehen gab:
„Ich zähle auf dich, ich schätze dich und ich vermisse dich, wenn du weggehst.“
Dabei wollte er die Menschen nicht an sich binden, sondern an Christus und an die Kirche, den fortlebenden Christus in der Geschichte.
Obwohl er keinen Pfarrgemeinderat hatte, praktizierte er eine eigene Art von Partizipation: Die große Schar der Ministranten - bei den Adventsfeiern kamen manchmal bis zu 80 - organisierte sich beispielsweise in praktischer Hinsicht weitgehend selbst. Die älteren Messdiener führten die jüngeren durch das praktische Tun in den Dienst ein. Ein Messdienerplan wurde nicht benötigt, weil jeder jederzeit dienen konnte – und weil die Altardiener im Kindes-, Jugend und Erwachsenenalter gerne und zahlreich kamen. Wer an einem Sonntag nicht erschien, der musste allerdings bei der nächsten Begegnung mit dem Herrn Pastor damit rechnen, die Klage zu hören: „Ich habe dich vermisst! Genau Du hast am Sonntag hier gefehlt!“ Für die Messdiener nahm er sich jede Woche besonders Zeit: Am Freitagabend fand nach der Abendmesse mit größter Regelmäßigkeit die Messdienerstunde statt, zu der alle Ministranten ab dem 12. Lebensjahr nachdrücklich eingeladen waren. Nur die Sommerferien und der Freitagabend vor Karneval waren ausgenommen.
Diese Treffen, die der Pastor stets selbst leitete und auch bei schwerer Erkältung nicht ausfallen ließ, dienten dazu, die Bildung der Messdiener in Glaubensthemen zu fördern. Praktische Fragen der Liturgie wurden nur am Freitag vor der Karwoche besprochen. Die Messdienerstunden ergänzten oder ersetzten für einen sehr großen Teil der Jugendlichen den ausfallenden oder mäßigen Religionsunterricht. Werner Plenker kam es dabei darauf an, keinen Monolog zu halten, sondern wirklich in ein Gespräch zu kommen.
Er motivierte zum Mitdenken und bereitete sich auf diese Begegnungen mit ähnlicher Sorgfalt vor, wie auf die Sonntagspredigten. Meine Freude an der Theologie ist hier wesentlich mit grundgelegt worden. Aus dem Kreis der Messdiener, die Prälat Plenker betreut hat, sind nach meiner Kenntnis mindestens zehn Priester und zwei ständige Diakone hervorgegangen; aus der Reihe der anderen Kirchenbesucher ist darüber hinaus eine ähnliche Zahl von Ordensleuten erwachsen. Um gute Ehen zu ermöglichen, führte er am Abend des jährlichen Pfarrfestes eine Tanzveranstaltung ein. Manches junge Brautpaar, das in der Kupfergasse geheiratet hat, hatte sich beim regelmäßigen Besuch der Sonntagsmesse erst kennengelernt. Wer den Pastor einmal bei einer Taufe erlebt hat, der musste sein Bild von einem „donnernden Prediger“ ergänzen:
Prälat Plenker hatte eine sehr weiche und zarte Seite; zugleich war er stolz darauf, die neugetauften Säuglinge oft erfolgreicher in seinen Armen beruhigen zu können, wenn er sie der Gottesmutter empfahl, als dies den leiblichen Eltern gelang.
Natürlich war Werner Plenker nicht frei von Schwächen. Eine seiner größten war es vielleicht, dass er es im Laufe der Jahre unterließ, sich regelmäßig und ausreichend zu erholen. Am Anfang seiner Jahre bei der Schwarzen Mutter Gottes hatte er noch jedes Jahr einige Wochen Urlaub gemacht und dabei sichtlich neue Kraft geschöpft. In langen Spaziergängen mit dem Hund seiner Gastfamilie und befreit vom täglichen Andrang der Rat- und Hilfesuchenden konnte er seine geistige und körperliche Energie regenerieren. Als ihm zu Ohren kam, dass ein ihn vertretender Priester in dieser Zeit bei den Gläubigen Ärgernis erweckt hatte, pflegte er an den Sonntagen während seines Urlaubs zurückzukehren, um keine Verwirrung in der ihm anvertrauten Herde zuzulassen.
Auf die Predigten dieser Sonntage freuten sich viele Gläubige besonders, weil sie meistens nochmals eine eigene Qualität hatten. Da diese Zeit zugleich der Vorbereitung der jährlichen Fest-, Gebets- und Predigtwoche diente, die Pfarrer Plenker zu einem geistlichen Höhepunkt des Lebens in St. Maria in der Kupfergasse geführt hat, wurde er nicht müde, die Gläubigen zu einem innerlich und äußerlich intensiven Mitvollzug dieser Tage einzuladen.
Festwoche 1999: Präses Werner Plenker (rechts) mit unserem damaligen Präfekten, Horst Kühnemund (Mitte), und Assistenten, Wilfried Becher (links)
Später ging er dann gar nicht mehr in den Urlaub aus Sorge, die sich häufende Büroarbeit nach der Rückkehr nicht mehr erledigt zu bekommen. Als der damalige Sekretär von Kardinal Meisner, Kaplan Rainer Woelki, auf Anweisung des Erzbischofs einmal für einige Wochen die Vertretung für Pfarrer Plenker übernahm, machte er im Gehorsam Urlaub, fand danach aber keine Kraft mehr, sich in ähnlicher Weise helfen zu lassen. Dies führte zu seiner vorzeitigen körperlichen Erschöpfung, die ihn im Jahre 2001 um seine Entpflichtung bitten ließ. Er hatte seine Kräfte buchstäblich aufgebraucht.
Solange er konnte, empfing er aber nicht nur weiterhin regelmäßig Besucher, unter denen auch weiterhin viele Beichtende waren, sondern half in Pulheim, Worringen und Thenhoven in der Zelebration aus. Auch bei den monatlichen Gebetsabenden in Neuss, die vom Fatima-Apostolat durchgeführt werden, war er jahrelang dabei, zelebrierte, predigte und wurde vor allem sehr rege als Beichtvater in Anspruch genommen.
Diese Freude blieb ihm auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand. Er wird jetzt von der Ewigkeit aus erst richtig ermessen können, wie vielen Menschen er mit seinem Dienst als gütiger Beichtvater, als wortgewaltiger Prediger und unermüdlicher Pastor den Weg zu Gottes Barmherzigkeit und zur ewigen Freude geebnet hat. Möge er denen, für die dieser Weg noch andauert, vom Himmel aus helfen, ihm und sich die Freude zu machen, dort anzukommen!
(Msgr. Dr. Markus Hofmann – Sodale unserer Kongregation)
Pater Alexander Ultsch CMM
Persönliche Daten unseres Sodalen | |
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Geboren Noviziat Priesterweihe Präfekt Pastoraljahr Versetzung Superior Seelsorge Subsidiar Gestorben |
27. November 1932 Gößmitz bei Bad Staffelstein / Oberfranken 1955 Mariannhiller Missionar 29. Juni 1961 Missionsschule Reimlingen Augsburg Dominikanerkloster 1963 Missionsniederlassung Köln 1975 1987 St. Maria in der Kupfergasse Studium Kunsthochschule seit 20. März 2002 2. Dezember 2014 |
Pater Alexander Ultsch CMM von den Mariannhiller Missionaren, Sodale und langjähriger Subsidiar an der Kongregationskirche
Sei getreu bis in den Tod
„Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir die Krone des Lebens geben“
(Offb 2,10). Dies Schriftwort haben wir auf den Totenzettel für unseren Pater Alexander geschrieben. Der Abschied von ihm ist mir nicht leicht. Vor drei Jahren habe ich hier auf dieser Kanzel gestanden und ihm die Predigt zu seinem goldenen Priesterjubiläum halten dürfen. Damals waren wir voller Freude und haben ihm die schöne Stola geschenkt, die jetzt auf dem Sarg liegt, mit dem Bild der Schwarzen Mutter Gottes und dem Bild seines so geliebten Pater Pio. Heute ist ein Tag, an dem die Herzen traurig sind. Aber auch ein Tag, an dem unser Glaube wieder wachsen kann. Ein persönlicher Abschied ist es für mich. Pater Alexander und ich, wir standen einander nahe. Ich denke zum Beispiel zurück an unsere „Heilige Stunde“. Ich muss das erklären: „Heilige Stunde“ haben wir unsere wöchentliche Besprechung genannt. Zuerst jeden Freitagnachmittag, dann jeden Freitagmorgen Punkt 9 Uhr kamen Pater Alexander und ich über viele Jahre hinweg zusammen und haben die verschiedenen Dinge der Seelsorge hier an unserem Kirchort St. Maria in der Kupfergasse besprochen. Wir haben Dienste verteilt. Natürlich wurde im zweiten Teil dieser Besprechung munter erzählt. Wir besprachen dann auch die großen Dinge aus Kirche und Welt. Es war eine Stunde, an der wir in Treue festgehalten haben. Eine Stunde, die uns sehr kostbar gewesen ist. Eine „heilige Stunde“ der priesterlichen Brüderlichkeit durch eine lange Zeit hindurch.
Wir haben in Treue an der Besprechung festgehalten, aber das Wichtigste ist, dass Pater Alexander ein treuer Mensch war, und das in vielfacher Hinsicht. Die Treue bezog sich nicht nur auf das Verhältnis zu seinem Pastor, sondern überhaupt auf seinen ganzen Dienst. Wo es um seine Ordensgemeinschaft ging, um seine seelsorgliche Wirksamkeit unter Ihnen, liebe Brüder und Schwestern, seine reiche Vortragstätigkeit etwa auch beim Katholischen Frauenbund, bei anderen katholischen Vereinigungen: Immer war es die Treue, die seinen Dienst in ganz besonderer Weise kennzeichnete. Ich persönlich habe diese Treue in vielfacher Hinscht erfahren. Pater Alexander hat mich immer wieder durch sein priesterliches Wort gestärkt, hat mich manchmal verteidigt; und er hat mir öfter den Kopf zurechtgerückt und mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, wenn ich vielleicht ein wenig abgehoben hatte. Wir hätten uns heute noch das erste böse Wort zu sagen. Es war eine intensive Freundschaft. Ich habe versucht, seine Treue ihm durch Treue zu vergelten: Ich habe ihn begleitet zum Sterben, habe ihm die Sakramente gespendet, am Dienstagnachmittag noch an seinem Krankenbett für ihn die Sterbegebete gebetet. Er war schon in komatösem Zustand, aber als ich dann ganz zum Schluss noch das Gebet zur Schwarzen Mutter Gottes sprach, da hatte ich an einer Stelle den Eindruck, dass sein Mund sich leise bewegte. Wir wissen ja nicht, was er vielleicht noch aufgenommen hat. Ich habe ihn am Ende gedankt für seinen so langen Dienst hier unter uns und ich hoffe, dass er das noch verstanden hat. Und dann habe ich ihm zum Schluss gesagt: „Alexander, jetzt bist du bald eher oben als ich, jetzt musst du deine Treue in der Weise fortsetzen, dass du für die betest, die uns anvertraut waren!“. Ich denke, er wird das ganz gewiss tun!
„Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir die Krone des Lebens geben!“
Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns ein wenig auf die verschiedenen Merkmale der Treue schauen, die Pater Alexander uns vorgelebt hat. Er war ein Mann, der treu zu Gott stand und treu zu seiner priesterlichen Berufung. Wer Pater Alexander kannte, der weiß, dass er ein Mann des Gebetes gewesen ist. Er war auch ein Mann der schnörkellosen und frommen Feier der heiligen Messe. Die tägliche Zelebration ist ihm ganz besonders wichtig gewesen. Er kam jeweils in den allermeisten Fällen zu Fuß von der Brandenburger Straße nach hier und hat dann bei uns die heilige Messe gefeiert. Er sagte: „Das ist meine tägliche Bewegung.“. Manchmal hat er auch den Weg zweimal am Tag gemacht. Pater Alexander lebte auch aus der Kraft des priesterlichen Breviergebetes. Und er war einer, der hinter seiner priesterlichen Berufung ganz zurückgetreten ist. Er wollte niemals im Vordergrund stehen. Er war feinfühlig - ganz bestimmt - und hat unter Kränkung und Demütigung gelitten. Aber er hat niemals Wind um sich selbst gemacht. Er wollte nicht glänzen. Er war kein Freund des Brimboriums und des rhetorichen Glanzes. So etwas lag ihm völlig fern. Sein Wort als Theologe präsentierte sich schlicht, aber kenntnisreich. Pater Alexander war gläubig und er hat seine Predigten und Vorträge sehr gut vorbereitet. Stets stand er, wie gesagt, auch zu vermehrtem Dienst bereit. 25 Jahre lang hat er großartigen Dienst in der Festwoche zu Ehren der Schwarzen Mutter Gottes geleistet, Dienst in dieser Intensivwoche des katholischen Glaubens in Köln. Da war bei der Vorbereitung und der Durchführung der großen Glaubensveranstaltung eine wahre Herkulesaufgabe zu tun. Von Pater Alexander gab es nie ein Wort der Klage. Man musste ihn hinterher quasi noch dazu drängen, ein paar Tage Urlaub zu nehmen. Alles für den Herrn! Das war sein Motto, demgemäß het er gaearbeitet. Liebe Mitbrüder! Welch ein Vorbild gerade auch für uns!
„Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir die Krone des Lebens geben!“
Pater Alexander war auch einer, der treu zu den Menschen stand. Wer treu zu Gott steht, der bewahrt den Menschen die Treue. Er geht geduldig mit als Begleiter auf ihren Wegen. Ratend, helfend, sorgend, auch die Schwächen der Menschen ertragend und sie selbst dann nicht abweisend, wenn sie vielleicht manchmal nur anstrengend sind. Pater Alexander war einer, der auch die Anstrengenden unter uns ertragen hat. Er hat in dieser Weise vorbildlich gehandelt und gelebt. Im Beichtstuhl, in der Einzelseelsorge, in der Begleitung vermochte er die Menschen geduldig zu empfangen, oft genug auch aufzufangen. Er war als Beichtvater in hohem Maße geschätzt, weit über die Grenzen von Köln hinweg. Wenn wir auf sein Bild schauen, fällt uns vielleicht auf, welch gütige Augen dieser Mensch, dieser Priester, gehabt hat. Eine Fülle von Wohlwollen brachte er dem Mitmenschen entgegen, auf den er zuging. Andererseits konnte Pater Alexander auch Grenzen ziehen. Liebevoll, aber manchmal sehr entschieden. Wenn es ihm nämlich um der Menschen willen heilsam und auch nötig erschien. Er konnte sehr herzlich über bestimmte Übertreibungen der Frömmigkeit lachen. Wenn einige Leute ihre Alterserscheinungen für echte „Erscheinungen“ erklärten, konnten dem Pater gleichsam die hellen Tränen des Lachens über die Wangen laufen. Doch stieß er nie die Menschen zurück. Um der Treue zu ihnen willen beschäftigte Pater Alexander sich mit vielen Dingen. Er wollte auf der Höhe der Zeit bleiben. Auch mit neuen Zeitphänomenen hat er sich auseinandergesetzt, und das eher als ancher andere. So hat er zum Beispiel vor Jahren schon, trotz Hochachtung vor muslemischen Menschen, warnend auf bestimmte aggressive Spielarten des fundamentalistischen Islam hingewiesen. Er hat schon vor etlichen Jahren schon in seinen Predigten die „Gender“-Ideologie thematisiert und sie auch problematisiert. Er ließ nicht einnfach nur Zeiterscheinungen auf sich zukommen und über sich ergehen. Er sah sich auch hier in der seelsorglichen Verantwortung für die Menschen, denen er recht raten wollte. Pater Alexander war ein wachsamer Mann im Ausguck der Kirche, ein echter Wächter auf der Höhe der Zeit. Obwohl er aber manches kritisch sah, ist er niemals finster gewesen. Wir haben Pater Alexander als fröhlichen Menschen kennengelernt. Die Mitbrüder, die bei der Festwoche dabei waren, haben machen Abend mit ihm zusammengesessen. Wir haben viel mit ihm gelacht. Die Freude am Herrn war seine Stärke.
„Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir die Krone des Lebens geben!“
Pater Alexander war auch treu als ein Mann der Kirche. Er stand in Treue zur konkreten Kirche. Er konnte bestimmte Repräsentanten der Kirche sehr kritisch beurteilen, wenn er an diesen zum Beispiel Pflichtversäumnisse oder auch Lieblosigkeiten feststellte. Aber er liebte die Kirche durch und durch, er hat sich mit ihr identifiziert. Er hat mit iht gelebt und hat mit ihr gelitten. Und er war nach fünfzig Jahren noch mit derselben Freude und Begeisterung Priester wie am Anfang. Man konnte das immer wieder feststellen, wenn er den Dienst am Altar tat. Pater Alexander stand in Treue und in Liebe zum Papst und hat ein überzeugtes und ein überzeugendes Ja auch zur Fülle des katholischen Glaubens gesprochen. Er war in einem sehr realen Sinne ein wirklich guter Missionar dieser Kirche, obwohl er - als Angehöriger eines Missionsordens! - nie in den „Missionen“ in fremden Erdteilen tätig gewesen ist. Er hat der Kirche gedient auch als Illustrator religiöser Schriften und indem er die Ordensgeschichte fotografisch dokumentierte. Zum vollen Glauben der Kirche gehörte für ihn die Verehrung der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria. Seine Mitbrüder im Orden sagen: Wenn Pater Alexander vom Dienst an St. Maria in der Kupfergasse, bei der Gnadenmutter, sprach, dann leuchteten seine Augen. Liebe Brüder und Schwestern, er war ein marianischer Priester! Er wurde nicht müde, in vielen Predigten das Lob der Muter Maria zu singen. Er hat den heiligen Josef verehrt. Das war sein Taufname: Josef! Deswegen schon hatte er eine ganz besondere Beziehung zu diesem Heiligen. Und dann war da der heilige Pater Pio. Liebe Brüder und Schwestern, Pater Pio und Pater Alexander konnte man quasi in einem Atemzug miteinander erwähnen und nennen. Pater Alexander hat die Gestalt des heiligen Pater Pio, der ja noch vor nicht langer Zeit heiliggesprochen wurde, so leuchtend dargstellt, so transparent den „Gläubigen zu vermitteln verstanden“, dass der große Kapuziner für ganz viele Christen wichtig geworden ist. Er hat die Verehrung des heiligen Pater Pio wirklich in Köln verbreitet. Er hat mit meiner Unterstützung den Pater-Pio-Kreis an diese Kirche geholt und ihn zur Blüte gebracht. Als unser Pater Alexander in seiner letzten Krankheit im Hospital lag, haben wir über Pater Pio gesprochen. Ich habe ihm gesagt: „Hör mal, der Pater Pio wird die bei dem großen Übergang wohl ein guter Fürsprecher sein.“ „Ja“, entgegnete er und das unterstrich noch einmal den Grad der Vertrautheit mit diesem Heiligen: „Mit Pater Pio habe ich schon gesprochen, aber er hat noch nicht geantwortet.“ Eine Woche später hat Pater Pio geantwortet und wahrscheinlich zu Pater Alexander gesagt: „Nun komm und lass uns im Himmel zusammensein, am Thron der Gnade.“
„Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir die Krone des Lebens geben!“
Pater Alexander stand auch treu zu sich selbst. Er stand zu seinen vielfältigen Begabungen. Er war ein vielfältig begabter Mensch. Pater Alexander konnte wunderschön malen. Er hatte nicht nur diese Befähigung, sondern auch eine graphische Ausbildung, hat den Mariannhiller Missionskalender illustriert und ihn zu einer publizistischen Größe im katholischen Deutschland gemacht. Pater Alexander war auch musikalisch. Er hat das Pater-Pio-Lied geschrieben - ebenso ein Lied zur Muter Gottes Maria. Beide finden wir im „Grauen Liederbuch" von St. Maria in der Kupfergasse. Pater Alexander war aufrecht, demütig, aber niemals duckmäuserisch. Er war kein Mann des hü und hott. Er war einer, der sich einbrachte mit seiner vielfältigen, reichen Persönichkeit.
Liebe Brüder und Schwestern, unser Pater Alexander würde sagen: „Jetzt hör auf!“ Denn eine solche Trauerpredigt ist schließlich keine Heiligprechungsbulle. Wir wissen, dass bei allen Fähigkeiten, die ein Mensch hat, bei allen Lebensleistungen, selbst ein guter Mensch ein armer Sünder bleibt. Pater Alexander würde sagen: „Gut, dass du auch das erwähnst!“ Deswegen wollen wir für ihn beten. Deswegen feiern wir für ihn die heilige Messe. Deswegen wollen wir das Gedenken an ihn nicht auf den heutigen Tag beschränken. Und so können wir sagen: „Lieber Pater Alexander, danke für alles! Wir legen dich in die Hand Gottes! Wir glauben, dass du bei ihm leben darfst! Wir dürfen dir immer wieder begegnen im Gebet und in der Feier der heiligen Messe! Unsere Gebete - das deine und das unsere - begegnen sich am Trone Gottes! Hilf uns,, dass Gott auch zu uns einmal sage: „Ich werde dir die Krone des Lebens geben, weil ich dich treu erfunden habe bis in den Tod!“
Amen.
„Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir die Krone des Lebens geben!“
Pater Alexander hatte am 11.10.1948 in der Kapelle des Seminars Ottonianum in Bamberg seine Lebensweihe als Sodale der Marianischen Schülerkongregation abgelegt.
Pater Alexander Ultsch CMM (zweiter von links) erhielt am 9. Juni 2011 die Sodalenurkunde aus der Hand unseres Präses, Klaus-Peter Vosen (vierter von links)
im Beisein unseres Präfekten Wilfried Becher
(dritter von links) und des Assistenten Richard Gosk (erster von links).